Der größte Teil des spirituellen Wissens, mit dem wir uns heute beschäftigen, kommt aus Asien, im besonderen aus Indien. Die Fundamente das indischen Wissens sind die klassischen alten Schriften, wie z.B. die Veden oder Upanischaden und die Lehren der Heiligen und Meister, die in Indien verehrt werden, wie Markandeya oder Tukaram. Aber auch in den anderen heiligen Schriften und Mythen steckt spirituelles Wissen verborgen.

Moderne Beschreibungen der Kundalini vernachlässigen diese Wurzeln leider immer wieder. In den alten Quellen ist die Kundalini die subtilste, heiligste und mächtigste Kraft im Universum, die unter gewissen Voraussetzungen den Menschen zugänglich ist. Also muss nicht immer Kundalini drin sein wo Kundalini drauf steht.

In der indischen Mythologie sind viele Namen der Kundalini gleichzeitig Namen der Göttin (der weibliche Aspekt Gottes) als Jungfrau, vor der Hochzeit mit Shiva (der männliche Aspekt Gottes). Die Kundalini ist die Energie des göttlichen Wunsches in jedem Menschen, wieder eins mit Gott zu werden. Diese Energie wirkt seit dem Beginn der Schöpfung und treibt die Evolution voran. Sie wird in den meisten Mythen beschrieben, in der Bibel als der Heilige Geist, im Hebräischen als Ruach, in Asien als Tao.

Wenn ein Mensch in seinem Inneren vollkommen rein geworden ist (= alle Energiekanäle und Energiezentren sind ganz offen), erlangt er beim Erwachen der Kundalini die vollkommene Befreiung (Moksha). Dieses Erlebnis ist z.B. in der Erleuchtung des Buddha zu finden. Wird die Kundalini in einem Menschen erweckt, der innerlich noch nicht ganz rein ist, so beginnt sie einen Reinigungsprozess, der den Menschen bei seinem Wachstum unterstützt.

Die letzte, vollkommene Befreiung ist das Verschmelzen des Selbst (Atma, Geist) in uns mit der Kundalini im Sahasrara (Scheitelzentrum). In diesem Moment sind wir ganz in der Gegenwart und erleben in unserem Bewußtsein die Eigenschaften des Selbst: Wahrheit, Bewußtsein und Freude. Oft wurden diese Erlebnisse in Form von Gedichten beschrieben.

Woher kommen jene Berichte, die sich widersprechen und oft sehr unangenehme Vorgänge erwähnen? Sie können als Übersetzungsfehler interpretiert werden oder als Verständnisfehler.  Die Lehre der Kundalini war lange Zeit geheimes Wissen und wurde nur zusammen mit der Selbstverwirklichung (Erwecken der Kundalini) vom Meister an den Schüler in Form einer echten Meisternachfolge weitergegeben. In der Bagavadgita wird die Kundalini kurz gestreift, die Upanischaden behandeln das Thema teilweise. Markandeya ist der Erste, der das Tabu vor Jahrausenden bricht. Alle diese Werke sind schwer zuverstehen und beschreiben das Wirken der Kundalini nicht genau.

Erst um 1275 n.Chr. wird in der Mitte Indiens in Maharastra Jnanadeva geboren, der die Bagavadgita in der Volkssprache (Marathi) erläutert und in dem Buch “Jnaneshwari” zusammenzufassen. Im sechsten Kapitel dieses Werkes beschreibt er die Kundalini und ihr Wirken. Doch auch dieser Text ist durch die blumige und auch vieldeutige Sprache und die poetischen Formulierungen schwierig zu deuten. So sind viele englische Übersetzungen nicht korrekt jedoch einander auffallend ähnlich.

….wird noch ergänzt…..